CeBIT 2008: Neue Technologien sind wichtigster Wachstumstreiber
Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland wollen 2008 ihr Wachstum mit Hilfe neuer Informations- und Kommunikationstechnologien vorantreiben. Damit zählen diese Innovationen neben der Produktentwicklung und dem Erschließen neuer Märkte zu den wichtigsten Wachstumstreibern.
In der ITK- und Medienbranche setzen sogar acht von zehn Unternehmen auf neue Technologien als Wachstumsmotor. Allerdings gelingt es insgesamt nur etwa jedem zweiten Unternehmen, neue technische Möglichkeiten gut oder sehr gut operativ umzusetzen.
Zu diesem Ergebnis kommt der „Managementkompass Wachstumstreiber Technologie“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut, der im Vorfeld zur CeBIT 2008 erstellt wurde. Eine wesentliche Ursache für die Schwierigkeiten bei der Nutzung neuer Informationstechnologien für den eigenen Geschäftserfolg sind Defizite im Transformationsmanagement. Denn Voraussetzung für den Erfolg von Technologieprojekten ist ein gemeinsames Geschäftsverständnis von Fach- und IT-Abteilung.
IT-Mitarbeiter mit Erfahrung in Fachbereichen können sich besser auf Bedürfnisse der internen und externen Kunden einstellen. Das kommt den Projekten zugute. Umgekehrt sollten auch Mitarbeiter aus den Fachbereichen wissen, wie die unternehmensinterne IT arbeitet, um ein Gefühl für die technologischen Möglichkeiten und deren Grenzen zu bekommen. Klassische Personalmaßnahmen wie Rotations- und Traineeprogramme fördern diesen Austausch.
Tatsächlich werden die Potenziale in der Wissensförderung der Mitarbeiter aber nur unzureichend ausgeschöpft. Laut Studie erreichen die Befragten im Transformationsmanagement nur 40 von 100 möglichen Punkten. Dieses Ergebnis ist vor allem auf die Angebotsdefizite bei Mitarbeiterschulungen und anderen Unterstützungsmaßnahmen zurückzuführen. Denn wenn es darum geht, die Mitarbeiter mit neuen Technologien vertraut zu machen, dominieren Massenlösungen. 70 Prozent der Unternehmen leisten bei Einführung einer neuen Technologie Unterstützung, indem sie Seminare und andere Gruppenschulungen anbieten.
42 Prozent stellen Informationsmaterial und Handbücher zur Eigenschulung zur Verfügung. Etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen nutzt dafür neue Medien wie Intranet, E-Mail oder Telefonhotlines. Nur in jedem vierten Unternehmen gibt es maßgeschneiderte Einzeltutorien. Interaktive E-Learning-Angebote bietet lediglich ein Fünftel der befragten Entscheider an, obwohl sich diese besonders gut auf individuelle Weiterbildungsbedürfnisse zuschneiden lassen und E-Learning gegenüber Einzeltutorien in der Regel einen deutlichen Kostenvorteil hat.
Die Einführung neuer IT-Anwendungen ist immer mit Veränderungen für den Arbeitsalltag der Mitarbeiter verbunden und zieht entsprechenden Aufwand nach sich. Doch dieser Aufwand kann sich durchaus bezahlt machen. In Zukunft wird die Bedeutung von technologischen Neuerungen weiter zunehmen. So schätzt jede dritte Fach- und Führungskraft, dass in fünf Jahren bis zu 50 Prozent des eigenen Umsatzes maßgeblich durch technologische Weiterentwicklungen beeinflusst werden. Vor diesem Hintergrund ist es für Unternehmen besonders wichtig, die strategische Bedeutung von IT zu erkennen. „Die Anforderungen an die IT müssen mit den Geschäftszielen und den Geschäftsprozessen des Unternehmens in Einklang gebracht werden. Kernziele sind, Abläufe zu verbessern, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und damit den Unternehmenswert zu steigern“, sagt Dr. Joachim Philippi, Partner bei Steria Mummert Consulting. „Es gilt, das Innovationsmanagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu steuern.“
Technologie eröffnet dabei die Möglichkeit, die Zusammenarbeit – sei es mit Lieferanten, mit Vertriebspartnern oder mit Kunden entscheidend zu verbessern. Strategische Partner tauschen ihre Vertriebs- und Produktionsdaten in Echtzeit aus und geben so beispielsweise den Zulieferern die Chance, sich schnell auf Bedarfsänderungen beim Endkunden einzustellen. „Der IT-Manager wird damit als Innovationsmanager ein strategischer Partner der Geschäftsführung“, ergänzt Philippi. „Unternehmen können hier von der Automobilindustrie, aber auch vom Handel lernen. Damit der IT-Entscheider mehr Freiraum für strategische Projekte gewinnt, ist zudem zu prüfen, ob eine Auslagerung bestimmter operativer Tätigkeiten sinnvoll ist.“
Innovationen zum Durchbruch zu verhelfen, ist demnach eine Frage der Technik, vor allem aber auch der Organisation und der Kreativität. Das Potenzial wird hier bei weitem nicht ausgeschöpft: Mit 50 von 100 möglichen Punkten erreicht das Innovationsmanagement in den Unternehmen gerade einmal die Hälfte des maximal Möglichen. Wesentlich besser sieht es bei den befragten Unternehmen im Prozessmanagement aus. Hier werden immerhin 66 von 100 möglichen Punkten erzielt. Vor allem Finanzdienstleister (75 Punkte) und Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (71 Punkte) schneiden in dieser Managementdisziplin gut ab. Ihnen gelingt die Integration neuer Technologien in die vorhandenen Prozesse am besten.
Eine Fokussierung auf das Überführen entwickelter Technologien in das operative Geschäft kann sich positiv auf die Umsatzzahlen auswirken. Etwa jedes vierte befragte Unternehmen, das 2007 nach eigenen Angaben zu den Umsatzgewinnern zählte, war auch bei der Integration neuer Technologien in die laufenden Geschäftsabläufe überdurchschnittlich erfolgreich. Ein Drittel der Umsatzverlierer gibt dagegen an, noch Defizite im Innovationsmanagement zu haben.