M-Commerce-Branche zieht nach der WM positives Fazit
Die Stimmung innerhalb der M-Commerce-Branche im Rückblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft ist positiv. Diese Einschätzung trifft der eco Verband der deutschen Internetwirtschaft, der im Rahmen einer Studie* und anlässlich einer Fachtagung in Köln der Entwicklung bei der Nutzung mobiler Services auf den Grund gegangen ist.
Während des Fußballturniers, das für vier Wochen das ganze Land in Atem gehalten hat, sind viele Neuerungen, Aktionen und Pilotprojekte im Zusammenhang mit der Nutzung mobiler Services gestartet worden, deren Erfolge und Zukunftsaussichten die Branche nun auswertet und diskutiert. „Diese Einstellung ist durchaus neu: Bei früheren Gelegenheiten haben wir festgestellt, dass die Unternehmen neue Projekte mit großer Euphorie verfolgt haben und vom Ergebnis eher ernüchtert waren“, berichtet Dr. Bettina Horster, Vorstand der Vivai AG und Leiterin des Arbeitskreises M-Commerce bei eco. „Das war in diesem Sommer anders. Die Branche hat realistisch kalkuliert und reagiert nun positiv auf die erzielten Ergebnisse.“
Dabei müsse berücksichtigt werden, dass sich das Nutzerverhalten der Verbraucher in Bezug auf die neuen Möglichkeiten des Handys nur sehr langsam verändere – diese Entwicklung sei bei allen technischen Neuerungen zu beobachten. Das bestätigen auch die Zahlen aus derStudie: Immerhin gaben 37 Prozent, also mehr als ein Drittel der Experten, an, dass sich ihr Nutzerverhalten in Bezug auf die Inhalte während der Weltmeisterschaft geändert habe. 31 Prozent gaben geringfügige Änderungen zu Protokoll, vier Prozent sagten, dass sich ihr Verhalten stark verändert habe. „Die Menschen müssen die neuen Services erst kennen lernen und selbst erfahren, wie sie diese nutzen können“, liefert Dr. Bettina Horster einen Grund für den sachten Fortschritt. Was die Inhalte betrifft, standen Informationsdienste im Mittelpunkt des Interesses – über die Hälfte der Befragten nutzte vor allem diese Services – gefolgt von Videostreams mit 15 Prozent. „Hier taucht Handy-TV immerhin schon auf Platz drei auf, noch vor Wetten, Spielen, dem Download von Hintergrundbildern und Navigationsdiensten – ein ebenso überraschendes wie gutes Ergebnis“, so Dr. Bettina Horster.
Die positiven Effekte der Fußball-WM bestätigten nahezu alle Teilnehmer der gemeinsam mit der Deutschen Welle und dem EU-Projekt INCCOM durchgeführten eco-Fachtagung im August in Köln. So sind vor allem die Zugriffszahlen für Online-Angebote und mobile Dienste während des Turniers in ungeahnte Höhen geschnellt. Christian Muche, Director International Sales & Marketing bei Yahoo! FIFA Partnership, berichtet, dass es im Rahmen der WM 4,3 Milliarden Zugriffe auf die Seite FIFAworldcup.com gegeben hat. Über Mobile WAP waren es immerhin noch 73 Millionen. Auch Sandra Fründt, Senior Produktmanagerin Infotainment Services bei Vodafone Deutschland, zeigte sich zufrieden: „Die Nachfrage nach unseren Services war sehr gut.“ Kern des Angebotes war der Vodafone-Liveticker, der mit speziell für mobile Endgeräte optimierten Grafiken und Animationen aufwarten konnte.
Unisono erklärten die Vertreter verschiedener Unternehmer und Verbände bei dieser Veranstaltung, dass sich für mobile Services ein enormes Potenzial abzeichne. Henrik Rinnert, Geschäftsführer Mobiles Fernsehen Deutschland, sieht in der Bundesrepublik einen Markt mit rund sieben Millionen Kunden. „Wenn diese Nutzer im Monat 5 Euro bezahlen, sind wir hochzufrieden.“ Einen Vergleich zu den USA ließ die Einschätzung von Tricia Parks, CEO des Marktforschungsunternehmens Parks Associates aus Dallas, zu. Sie berichtete davon, dass in den Vereinigten Staaten bereits einige mobile TV-Sender existierten, die aktuell rund drei Millionen Interessenten mit Inhalten versorgen. „Im Durchschnitt verfolgen die Zuschauer in den USA 27 Minuten pro Tag Fernsehprogramme mit dem Handy – dabei konsumieren sie Themen, die ihnen bekannt sind, wie das Wetter, Nachrichten und Meldungen über Stars und Sternchen.“
Das Handy auf der Überholspur „Festzuhalten bleibt: Das Handy wird längst nicht mehr ausschließlich für Kommunikation genutzt, sondern entwickelt sich mehr und mehr zu einem Multimedia-Center“, so Dr. Bettina Horster. „Für unsere Studie haben wir unter anderem gefragt, welches Gerät das wichtigste zum Radiohören ist: Für 24 Prozent der Befragten hat das Handy hier schon das Radiogerät zu Hause mit 22 Prozent überholt – vor einigen Jahren noch unvorstellbar.“ Die Nummer eins in der Gunst der Hörer ist immer noch das Autoradio mit vierzig Prozent. Beim Fernsehkonsum rangiert das Handy immerhin schon auf Rang drei (zwölf Prozent) – nach dem „klassischen“ TV-Gerät zu Hause (57 Prozent) und dem PC (29 Prozent). Auch im Bereich Spiele wird der Trend bestätigt. Gerade im Rahmen „gelegentlicher“ Nutzung schneidet das Handy gut ab: 42 Prozent verwenden es auch für Spiele.